Faszinierende Faszien

Faszinierende Faszien

Jeder redet von Faszien.

Aber was ist das denn genau?

Lassen Sie sich informieren!

Momentan liest man regelmäßig etwas über Faszien. In Zeitungen, Zeitschriften oder in den sozialen Medien ist dieses Thema omnipräsent. Es gibt aktuell einen regelrechten Boom zu dieses Thema. Viele Therapien versprechen die Faszien gezielt zu behandeln.

Doch was sind Faszien denn überhaupt?

Definition:

Herkunft: lateinisch fascia = Bund, Bündel, Verbund

Laut dem Fascia Research Congress 2007 gehören zu den Faszien:

  • alle kollagenen und elastisch-faserigen Bindegewebe
  • Gelenk- und Organkapseln, Bänder, Muskel- und Knochenhüllen, Membranen, Sehnen und Retinacula (Halteschlaufen an Gelenken)

Funktionen der Faszien:

  • Umhüllung, Verbindung und Trennung von verschiedenen Gewebeschichten im parietalen, viszeralen und cranio-sacralen System
  • Gewebeversorgung arteriell, venös, lymphatisch und neurologisch. Die Faszien bilden die Lücken für die „Gefäßstrassen“
  • Durch die Anwesenheit von vielen Rezeptoren gibt es eine starke Verbindung zum Nervensystem
    (Faszie als Sinnesorgan)
  • Flüssigkeitstransport und Wasserspeicher
  • Lagerungsort für Stoffwechselabfallprodukte
  • Wundheilung, Narbenbildung
  • Stabilisiert den Körper durch Aufhängung und Anheftung an andere Gewebe
  • Schutzfunktion:
    • absorbiert Kräfte auf den Körper
    • Ist Teil des Immunsystems
  • wirkt formgebend im kompletten Körper

Somit ist der Körper eine untrennbare anatomische und funktionelle Einheit.

Epimysium:

  • Jeder Muskel ist von dieser äußeren Bindegewebsschicht umgeben
  • Sie setzt sich nahtlos in die Sehne fort, die den Muskel mit dem Knochen verbindet

Perimysium:

  • Bildet im Inneren des Muskels ein kontinuierliches Netzwerk aus Bindegewebe
  • Somit wird der Muskel in einzelne Muskelfaserbündel (Faszikel) unterteilt
  • In den Außenbereichen des Muskels geht dieses perimysiale Netz in das Epimysium und in die Sehen über

Endomysium:

  • Bildet in jedem Muskelfaserbündel ein kontinuierliches Netzwerk aus Bindegewebe
  • So entstehen die Logen für die einzelnen Muskelfasern

Myofibrille:

  • Ist die Funktionseinheit der Muskelfaser
  • Ermöglicht eine aktive Verkürzung des Muskels (Kontraktion)

Fasziensystem:

Faszien sind Bindegewebsschichten, die eine umhüllende, verbindende und trennende Funktion bei Muskeln, Gelenken, Organen, Gefäßen und Nerven übernehmen. Sie verbinden das parietale, viszerale und cranio-sacrale System untrennbar miteinander. Deshalb ist es auch möglich, daß die Ursache eines Problemes an einer Stelle liegen kann und der Patient spürt das Symptom aber auf der anderer Seite seines Körpers.

Die Faszien sorgen auch dafür, daß Organe einen Fixpunkt haben, wenn sich der Mensch bewegt, z.B. beim Sport. Ohne Faszien würden unsere Organe bei Bewegung wild durch den Körper purzeln.

Durch die Trennung der Gewebeschichten ergibt sich auch noch eine Gleitfähigkeit der verschiedenen Teile untereinander. Gleichzeitig entstehen durch diese Gleitfähigkeit auch Lücken zwischen den einzelnen Bestandteilen. Durch diese Lücken können Arterien, Venen, Lymphgefäße oder Nerven als „Gefäßstrassen“ hindurchziehen.

Zählt man die vielen Millionen Endomysiumhüllen (bindegewebige Hülle um eine Muskelfaser) und die anderen Membranfächer zusammen, hat dieses Netzwerk eine Gesamtoberfläche, die bei weitem größer ist als die Haut oder andere Körpergewebe. Würde man alle Organe aus ihrer Faszienhülle entfernen, würde die Struktur des Körpers erkennbar erhalten bleiben. Würde man allerdings alle Faszien entfernen, bliebe nur noch ein großer Haufen Zellen übrig. (Formgebung und Stabilität)

Das Fasziensystem stellt unser wichtigstes Wahrnehmungsorgan dar. Es ist sehr reich an Rezeptoren (spezialisierte Zellen, die bestimmte physikalische Reize aus der Umgebung eines Körpers oder seinem Inneren aufnehmen und über Nerven weiterleiten). Diese Rezeptoren messen: Muskelanspannungen, Dehnreize, Schmerz, Temperatur, chemische Reize, Vibrationen und Druckwechsel. Diese Informationen sind wichtig für die Fähigkeit Ort, Lage, Ausrichtung und Bewegung des Körpers und seiner Teile wahrzunehmen (Propriozeption). Somit besteht über diese ganzen Rezeptoren eine sehr große Verbindung zum Nervensystem.

Der Mensch besteht zu ca. 60-70% aus Wasser. hiervon sind 30% in den Zellen und 70% außerhalb der Zellen zu finden. Wasser dient als Transport- und Lösungsmittel (Ernährungsfunktion). Gleichzeitig setzt es die Reibung herab und arbeitet als Wärmepuffer. Außerdem hat das Wasser großen Anteil an der Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und dem Abtransport der Stoffwechselendprodukte. Wenn man sich verdeutlicht, daß der menschliche Körper zu 2/3 aus Wasser besteht, kann man leicht nachvollziehen, daß eine Veränderung des Wasserhaushaltes große gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann. Ohne ausreichende Wasserversorgung ist das reibungsfreie Gleiten der verschiedenen Gewebeschichten auf Dauer nicht möglich. Dies kann zu Bewegungseinschränkungen und reibungsbedingten Entzündungen führen. Deshalb ist es wichtig, täglich ausreichend stilles Wasser zu sich zu nehmen (1,5-2l beim Erwachsenen).

Die elastischen Fasern der Faszien nehmen Zug- und Druckkräfte auf und geben sie weiter. Somit ist eine gute Bewegungsfähigkeit auch vom Funktionieren der Faszien abhängig. Allerdings können sie auch verkleben z.B. durch Bewegungsmangel, durch entzündliche Prozesse, Stoffwechselerkrankungen oder nach Operationen. Faszien können sich unabhängig vom Muskel zusammenziehen. Stress erhöht somit nicht nur die Spannung im Muskel; sondern auch in der Faszie.

Im Fasziensystem gibt es auch Immunzellen, die bei einem Angriff von Krankheitserregern aktiviert werden. Gleichzeitig trennen Faszien verschiedene Gewebeschichten voneinander. Dies erschwert den Erregern ebenfalls eine mögliche Ausbreitung im Körper.

Narben entstehen durch Verletzungen oder Operationen bei denen das kollagene Netzwerk der Haut irreversibel zerstört wird. Narbengewebe hat die Tendenz zu schrumpfen. Dies kann zu Verklebungen innerhalb der verschiedenen Hautschichten oder zu Verwachsungen mit Nachbargewebe führen (Muskelfaszie, Organfaszie, Gelenkkapsel,…). Dadurch kann es zu Bewegungseinschränkungen in Gelenken, Nachbarorganen oder Faszien kommen (Kontrakturen, Verwachsungen im Bauchraum,…)

Der französische Handchirurg Dr. Jean-Claude Guimberteau hat während seinen OP´s Aufnahmen von Faszien am lebenden Patienten aufgenommen. Diese Videos („Strolling under the skin“) zeigten zum ersten Mal, wie dieses feine Netzwerk arbeitet und wieviel Wasser es binden kann. Seine Videos sind auch im Internet zu sehen. (Die spinnennetzartigen Strukturen der Faszien sind z.B. bei 0.24 Min im kurzen Video oder bei Min. 13 im langen Video zu sehen.)

kurzes Video: http://www.guimberteau-jc-md.com/en/videos.php

langes Video: https://www.youtube.com/watch?v=eW0lvOVKDxE

Man kann sich das Fasziennetz im menschlichen Körper wie ein Tensegrity Modell vorstellen.

Tensegrity ist ein englisches Kofferwort aus tension (Zugspannung) und integrity (Ganzheit). Es bezeichnet die Erfindung eines stabilen Stabwerkes, in dem sich die Stäbe (hier die Knochen) nicht untereinander berühren, sondern lediglich durch Zugelemente z.B. Seile (hier die Faszien) miteinander verbunden sind. Diese Erfindung wird Richard Buckminster Fuller und Kenneth Snelson zugeschrieben.

Kommt also Druck oder Zug im Fasziensystem an, werden diese Kräfte im kompletten Netzwerk verteilt.

Was können wir für Sie tun?

Durch Verklebungen und Verhärtungen können Faszien an anderen Geweben Probleme verursachen.

Wenn wir nur sitzende Tätigkeiten ausführen und uns nicht viel bewegen, verkleben unsere Faszien und verlieren ihre ursprüngliche Form. Die Leistungsfähigkeit der Faszie nimmt ab.

Werden die Faszien jedoch regelmäßig bewegt (z.B. beim Sport), bleibt ihre gitter- und wellenförmige Struktur erhalten. In diesem Zustand kann eine Faszie sehr gut arbeiten.

Ist diese Beweglichkeit eingeschränkt, ist der Stoffwechsel an diesen Stellen vermindert.

Diese Bewegungseinschränkungen können viele Strukturen betreffen (Muskeln, Faszien, Organe, Gelenke, Nerven, Blutgefäße, Lymphgefäße,…) Durch manuelle Handgriffe und Techniken können diese Strukturen wieder mobilisiert und der Stoffwechsel verbessert werden.

Durch eine tiefe Bindegewebsbehandlung können diese Gewebe wieder befreit werden (Myofaszial Release). Dies gilt für alle Teilbereiche der Osteopathie.

Teilbereiche der Osteopathie:

Parietales System / Bewegungsapparat:

  • Gelenke
  • Muskeln
  • Sehnen
  • Bänder
  • Nerven
  • Faszien

Viszerales System /Innere Organe:

  • Organe und ihre faszialen Aufhängungen
  • Blutgefäße
  • Lymphgefäße
  • Faszien

Cranio-Sacrales-System:

  • Schädelknochen
  • Hirnhäute (Faszien)
  • Nervenwasser (Liquor)
  • Wirbelsäule
  • Nerven

Durch diese Anregung des Stoffwechsels werden die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Diese ermöglichen eine Reparatur von Zelldefekten. Ist z.B. ein Knochen gebrochen und muß operiert werden, nützt die teuerste Metallplatte nichts und der beste Chirurg ist machtlos, wenn der Körper die beiden Bruchstellen nicht wieder mit seinen Selbstheilungskräften dauerhaft aneinander befestigt. (Heilen kann nur der Körper selbst).

Fazit: Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, sind es die Reparaturprozesse ebenfalls.

Die Behandlung beginnt mit einer ausführlichen Erfragung ihrer aktuellen Beschwerden und Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Dann folgt eine gründliche Ganzkörperuntersuchung, die das parietale, viszerale und cranio-sacrale System einschließt. Wir kümmern uns um Ihren Bewegungsapparat und wir behandeln die faszialen Verbindungen der Organe untereinander. Desweiteren wird im cranio-sacralen System nach Problemen gesucht. Sie werden also vom Kopf bis zu den Füßen untersucht. Anschließend beginnt die Behandlung der gefundenen Problemzonen mit manuellen Techniken um die bestmögliche Funktion wieder herzustellen.

Vereinbaren Sie einen Termin in unserer Praxis!

Ihre Faszien werden es Ihnen danken!

 

Praxis für Osteopathie Schwinn-Lauer
Weißkreuzstrasse 9
66740 Saarlouis
06831/5086606

http://www.schwinn-lauer.de

 

Quellen:
Lehrbuch Faszien – R. Schleip, T.W. Findley, L. Chaitow, P.A. Huijing
Fasziale Osteopathie – Angelika Strunk

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